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Ein neues Jahr, ein neues Glück.

Am letzten Wochenende hatte ich erneut die Gelegenheit am Lyrikstier in Hochstadt/Weßling teilzunehmen. Auch diesmal durfte ich wundervolle Menschen kennenlernen, alte Bekannte wiedersehen und wertvolle Erfahrungen sammeln.

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Und doch war mein Erleben diesmal ganz anders als bei den vorangegangenen Lyrikseminaren. So war beim 6. Lyrikstier noch alles neu für mich, die Aufregung und Vorfreude umso größer und die himmelhoch jauchzende Aura wirkte lange nach. Auch beim 7. Lyrikstier erging es mir ähnlich. Das Lyrikfieber hatte mich gepackt und so schnell nicht mehr losgelassen.

Ein Jahr hatte ich dann pausiert, um nun am 9. Lyrikstier zum Thema „Heimat“ teilzunehmen. Und auch dieser Lyrikstier im Januar 2017 war wieder ein großartiges Erlebnis. Doch was war diesmal anders?

Anders war, dass ich bereits seit Wochen den Kopf nicht frei bekommen hatte. Ich hatte wochenlang nicht schreiben können. Statt mich kreativ auszutoben, sprangen meine Gedanken von einer „To-do-Liste“ zur nächsten.

Doch dann war ich plötzlich in Weßling, das Handy hatte keinen Empfang und die „To-do-Listen“ begannen zu verblassen. Es war wundervoll, sich wieder so intensiv mit Lyrik befassen und sich mit anderen Teilnehmern darüber austauschen zu können. Die Veranstalter und Mentoren gaben wertvolle Tipps, moderierten fair und sorgten für eine angenehme, freundschaftliche Stimmung. Ach, überhaupt die Atmosphäre! Obwohl ein Wettbewerb in das Seminar eingebettet war, standen auch diesmal die Lyrik, Begegnungen und der Austausch im Vordergrund. Konkurrenzdenken war kaum spürbar.

Trotzdem war ich diesmal in mich gekehrter. Nachdenklicher. Etwas war anders: mein Gedicht und ich. Für das Seminar hatte ich ein sehr persönliches Gedicht eingereicht („Von dem, was bleibt“) – ein Gedicht zu dem mich eine geliebte Person inspiriert hat, die für mich eng mit meinem Gefühl von Heimat verbunden ist. Zugleich ist es ein Gedicht über Altwerden, Heimatverlust und Verlorengehen. Mit diesem Gedicht sollte ich mich nun das Wochenende über befassen. Und eben dies ist nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Bereits das erste Lesen fiel mir schwer und im Laufe des Freitags und Samstags las ich das Gedicht natürlich immer wieder und wieder. Dachte an den geliebten Menschen. Dachte an früher. Dachte an jetzt. Weinte leise. Veränderte Verse. Veränderte Betonungen. Ich ließ das Gedicht nicht los und das Gedicht ließ mich nicht los. Wir umarmten uns und piesackten uns. Die Verse spukten mir nachts im Kopf herum, so dass ich kaum Schlaf fand.

Es war schön. Es war wundervoll. Doch diesmal eben auch sehr anstrengend. Emotional viel schwerer für mich als bei den letzten Malen.

Am Abend des „Wettstreits“ las ich als dreiundzwanzigste Teilnehmerin. Natürlich war ich wieder nervös. Die Hände schwitzig. Zitternde Knie.

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Doch die Strapazen haben sich in vielerlei Hinsicht gelohnt. So durfte ich sogar einen der Preise (Sonderpreis des Magazins „Bayerns Bestes“) mit nach Hause nehmen und freue mich sehr darüber.

Der Lyrikstier 2017 war überwältigend. Vielen Dank an alle, die diese Erfahrung möglich gemacht haben!

Ich bin an diesem Wochenende ein Stück gewachsen.

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Herzlichen Glückwunsch auch an alle anderen Preisträger! Darunter sind unter anderem Holger Küls (Jurypreis für sein Gedicht „Praha“), Nikolaus Högel (Publikumspreis für sein Gedicht „Voixfest“) und Regine Juhls (Teilnehmerpreis für ihr Gedicht „Muttersprache“).

© Katja John, 2017