Über den Wolken

Schlagwörter

, , , , , , , ,

In voller Pracht
golden nach der Nacht
badet der Morgen
im Eismeer aus Wolken

Fensterplatz grad aufgewacht
streckt sich verhalten

Kopf nickt müde Kreise
Schultern heben
Rücken biegen
Füße wippen
leise

Fensterplatz jetzt schon
am Becher nippend
der Enge entflohen
sonnt sich fern

wo die Reise
silberne Fäden spinnt
und am Horizont
Himmel blau beginnt.

© Katja John, 2014

photo-23

Vergebens

Schlagwörter

, , , , , , , , ,

Und als ich die Trauer noch in mir trug,
War der Schmerz nicht genug
Man sagte mir ins Gesicht
Ich kannte dich nicht.

Ein Schlag in den Magen
Noch Fragen?
Ist es wahr?
Du warst immer für mich da

Vor mir verschwimmen deine Züge
Welches ist die Lüge?
Du, mein Leben…
Muss mich übergeben.

Einem Januskopf vertraut,
Der mich quasi aufgebaut –
Teil meines Lebens –
Erinnerung vergebens

Werde nie erfahren
Hast du es getan
War es ein Verbrechen
Nicht darüber sprechen

Ein Schlag in den Magen
Wen noch fragen?
Dunkel im Licht.
Mehr sagt man nicht.

Will dich wissen lassen
Kann dich nicht hassen
Vergessen geht nimmer
Du bist für immer

In meinem Herzen
Mit Liebe und Schmerzen
Ein Grab, das nicht spricht.
Antwort gibt es nicht.

© Katja John, 2014

Friedhof2

Hochstadter Stier: Im Lyrik-Fieber

Schlagwörter

, , , , , , , , ,

Hochstadter Stier

Als ich mich im November für den „Hochstadter Stier” angemeldet hatte, wusste ich nicht was auf mich zukommen würde. Es klang interessant und ich wollte mich gerne überraschen lassen. Zudem ließ sich der „Stier“ perfekt mit einer geplanten Deutschlandreise verbinden.

Und was genau ist nun dieser „Stier“? – Der „Hochstadter Stier“ ist ein jährlich stattfindendes Lyrik-Seminar (Anton G. Leitner Verlag/DAS GEDICHT), dessen Höhepunkt eine öffentliche Veranstaltung mit Präsentation der Teilnehmergedichte im Gasthof Schuster in Weßling/Hochstadt ist.

Hochstadter Stier

Am vergangenen Wochenende war es dann soweit. Die Spannung stieg. Gemeinsam mit 23 weiteren Teilnehmern fand ich mich im Gasthof Schuster in Weßling ein. Wir lasen, wir aßen, wir lauschten, wir lachten, genossen und arbeiteten – alles zum diesjährigen Thema „Lieben, Loben, Preisen“ unter Anleitung der beiden großartigen Mentoren Anton G. Leitner und Hellmuth Opitz.

Es war ein Wochenende gefüllt nicht nur mit wunderbar vielfältigen Gedichten, sondern auch mit Enthusiasmus, netten Menschen und bereichernden Diskussionen.

Die wundervolle Atmosphäre wurde auch keineswegs durch den Wettbewerb vergiftet. Ganz im Gegenteil. Wir ermutigten uns gegenseitig und kamen bei dem ein oder anderen Liebesgedicht ins Schwärmen.

Mit schlotternden Knien

Für mich war es das erste Lyrik-Seminar und vor allem das erste Mal, dass ich öffentlich eines meiner Gedichte vorgetragen habe. Anders als beim Schreiben des Gedichtes spielten nun auch Stimme, Modulation und Tempo eine Rolle. Trotz guter Vorbereitung im Seminar und mehrfachem Proben vorab, schlotterten mir beim Vortrag meines Gedichtes „wertgeschätzt“ am Samstag Abend im wahrsten Sinne des Wortes die Knie.

Vortrag beim Hochstadter Stier

Bei der Videoauswertung am nächsten Tag wurde mir dann sogleich bewusst wie stark meine Aussprache selbst nach fast fünf Jahren Kanada noch immer „fränkisch gefärbt“ ist. Überrascht war ich auch, dass ich weit weniger nervös wirkte, als ich mich am Abend des Vortrags gefühlt hatte. Nur die Augen suchten etwas unruhig immer wieder das Blatt. Aber meine Stimme war fest, kein Zittern sichtbar und der Auftritt und Abgang wirkten souverän. Spannende Erkenntnisse zur Selbstwahrnehmung und Außenwirkung.

Gewinner

Unter den Gewinnern, die von Publikum und Jury gewählt wurden, ist neben Judith Hennemann aus Frankfurt, Karsten Paul aus Nürnberg und Silke Loser aus Paderborn auch Jo Lenz aus Berlin, deren Gedicht „Mächtige Du“ im Laufe des Seminars die wohl mutigste Wandlung erfahren hatte. Von Hochdeutsch zu Berliner Mundart. Jo Lenz ist auch eine eifrige Bloggerin mit Unterwegs-Geschichten und Gedichten.

Ich selbst konnte zwar keine Trophäe mit nach Hause nehmen, habe die Erfahrung aber sehr genossen.

Als besonderes „Lob-Preis“ Schmankerl rührte mich dann noch das Kompliment einer Dame aus dem Publikum, die mich nach der Veranstaltung ansprach. Mein Gedicht „wertgeschätzt“ hätte ihr so sehr aus der Seele gesprochen und sie habe für mich gestimmt. Diese ganz persönliche „Wertschätzung“  war für mich dann auch wie eine kleine Auszeichnung.

Wer möchte, kann mich hier im Bildermeer suchen:

http://www.dasgedichtblog.de/rueckblick-hochstadter-stier-2014/2014/01/29/#1

Hier auf Englisch lesen: http://carsonlikesmypoems.wordpress.com/2014/01/30/the-bull-of-hochstadt-poetry-fever/

Ankommen

Schlagwörter

, , , , , ,

Der alte Koffer drückt sich schwer
In die straff gespannten Laken –
Bereit seinen Inhalt auszuatmen.
Vis-à-vis der schmale Schrank ist leer
An seiner Wand ein Kleiderhaken.

Im engen Bad zeigt künstliches Licht
Ein fremdes, fahlgraues Gesicht.
Weiches Wasser, ein kühler Hauch von Chlor
Spült mit steifen Fingern vertraute Züge hervor.

Harter Teppichboden führt zurück ins leere Zimmer
Staubkalt überdeckt sein nostalgischer Schimmer.
Liefen einst Füße hier über satte Farbe,
Bleibt für ewig nur die Zigarettenbrandnarbe.

Darüber blickt blass ein Aquarell 
Unbeteiligt in den Raum
Vergilbt erkennt man kaum
Den kleinen, roten Vogel viel zu hell
Auf dem blattlosen Baum.

Aufgeplustert sitzt er in den kahlen Zweigen,
Die sich leicht im Winde neigen.
Ein Blick in die Dämmerung hinaus
Ich atme ein – ich atme aus.

© Katja John, 2014

STP60856

Stille Nacht

Schlagwörter

, , , , , , ,

Stille Nacht, leise Nacht
alles schläft, der Regen wacht.
Lautlos gefallen im Laub –
Reifengeflüster im Wasserstaub.

Stille Nacht, heilige Nacht
alles schläft, einer wacht
lauschend über die Welt,
auf die der Regen niederfällt.

Symphonie aus Donner und Granaten
lautes Blech, Folien und Spaten.
Stille Nacht, friedliche Nacht
alles schläft, keiner lacht.

© Katja John, 2012

IMG_7541

En Route

Schlagwörter

, , , , , , , , ,

Klick klack ziehe ich hinter mir her
den Koffer, der inhaltsschwer
und sonst so unbewegt
auf seinen Rollen trägt,
was ich gestern Nacht
sorgfältig durchdacht
für die nächsten Tage
zusammengetragen habe.

Den Koffer habe ich
gepackt für mich und dich

und für deinen Accent,

der ein Königreich verspricht.
Désir bei goldenem Licht
schaffen wir
mir und dir
noch heute Nacht
ganz eng umschlungen
Ville-Marie Erinnerungen.

© Katja John, 2013

52473_159734490704627_4899469_o

Halloweenpapierserviettengeschichten

Schlagwörter

, , , , , , , , , ,

Heute bin ich in vorfreudiger Halloween-Stimmung. Warum? Weil ich im Alternative Grounds Café meine Halloweenpapierserviettengeschichte gefunden habe! – Ja, Papierserviettengeschichten!

Aber nun mal von Anfang an… Im Juni hatte mich eine Freundin auf ein Tiny Owl Workshop Projekt aufmerksam gemacht. Gesucht war Halloween Flash Fiction neuer, aufstrebender Autoren aus Brisbane, Leeds und Toronto. Dreißig ausgewählte Geschichten würden auf Papierservietten gedruckt und durch Cafés in den drei Städten verteilt werden. Halloween Napkin Stories!

Was für ‘ne putzige Idee! – dachte ich. Welch außerordentlich tolle Idee! – dachte ich dann und begann zu schreiben. Vorgegeben war eine Wortbeschränkung von nicht mehr als 300 Wörtern für eine Kurzgeschichte zum Thema Halloween.

Ich war ganz aus dem Häuschen vor Aufregung, als ich wenige Wochen später erfuhr, dass ich unter den ausgewählten dreißig Autoren war. http://tinyowlworkshop.com/2013/07/24/halloween-napkin-stories-toronto-authors/

Jetzt kurz vor Halloween können sich tatsächlich Café-Besucher mit meiner Geschichte den Mund abwischen! Und hier ist sie – meine Halloweenpapierserviettengeschichte “Pumpkin Pie”http://instagram.com/p/fXRbnlPvKe/

IMG_0583

Auch auf dem liebenswerten Tiny Owl Workshop Blog kann man einige der Napkin Stories sehen: http://tinyowlworkshop.com/2013/10/27/halloween-napkin-stories-gallery/

Die Rückseiten der Geschichten wurden von Creative Emporium mit wundervoll gruseligen Skelett-Fingern bedruckt!

NapkinStoriesAltGrounds

Katja John, 2013

Nie und nimmer

Schlagwörter

, , , , ,

Manchmal krame ich eines meiner alten Gedichte hervor und merke beim Lesen, dass es eigentlich zwei sind. So erging es mir auch hier. Nie und nimmer ist ein Extrakt aus dem Gedicht Entgegen, das ich vor längerer Zeit geschrieben hatte:

Nie und nimmer

Ein zarter Schimmer
Hinter geschmiedeten Zügen
Nie und nimmer
Möchte ich lügen
Doch mein Herz springt
Dir entgegen
Und bevor ein Ton klingt
Verdreh ich
Mich
verlegen.

© Katja John, 2013

IMG_7703 - Version 2

Möwentanz

Schlagwörter

, , , , , ,

Dieses Gedicht entstand im Sommer 2010. Mein Blick war gefesselt vom silbrig glänzenden Wasser, bis eine Möwe neben mir im Gras gelandet ist:

Möwentanz

Landet sacht
die weiße Holde
Kopf erhoben
sieht und lacht
Gilt der Ruf dem Vogel droben
oder mir
dem größ’ren Tier?
Spreizt den Flügel
nur den einen
streckt dazu ihr langes Bein
ruhig, genüsslich blickt sie drein
Und schon steht sie wieder edel
grade –
manchmal legt den Kopf sie schief
Läuft um mich im engen Kreise
blickt und schreitet
dabei leise
Steht nun wo sie vorher rief
auf dem grasbedeckten Hügel
sacht –
breitet aus die weißen Flügel
treibt im Wind davon und lacht.

© Katja John, 2010

IMG_4750_new2