Hochstadter Stier 2015: Lyrikfieber II

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Auch 2015 wollte ich mir das Lyrik-Wochenende beim Hochstadter Stier nicht entgehen lassen. So folgte meiner himmelhoch jauchzenden Schwärmerei vom letzten Jahr prompt auch die Anmeldung zum 7. Hochstadter Stier – diesmal zum Thema „Elemente: Feuer, Wasser, Luft und Erde“.

Bereits im Vorfeld freute ich mich sehr darüber, dass sich auch ein paar „alte Bekannte“ aus dem Vorjahr wieder angemeldet hatten. Natürlich war ich auch gespannt auf die mir noch unbekannten Mitstreiter aus ganz Deutschland und sogar Italien.

Wieder hatten die Teilnehmer verschiedene Gedichte zum Thema eingereicht und erfuhren zu Beginn des Seminars am Freitag, welches ihrer Gedichte sie durch das Wochenende begleiten würde. Erst als ich am Freitag Abend neugierig durch die 24 ausgewählten Gedichte der Teilnehmer blätterte, wusste ich, dass ich mit „Unterm Laub“ antreten würde.

Wundervoll geleitet durch die Organisatoren und Mentoren Anton G. Leitner und Sabine Zaplin lasen, besprachen, variierten und lebten wir unsere Gedichte, die zum Höhepunkt der Veranstaltung am Samstag Abend vor Publikum im Gasthof Schuster in Weßling vorgetragen wurden.

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Vor der Veranstaltung genoss ich bei einem Spaziergang das Winterwunderland in und um Hochstadt/Weßling, das der Januar in die Landschaft gezaubert hatte.

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Auch diesmal blieb ich nicht verschont vom Lampenfieber – und war damit vermutlich nicht allein. Nach den teils heiteren, teils ernsteren Beiträgen wurden drei Publikumspreise und ein Jurypreis verliehen.

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Am Sonntag wurden die Vorträge per Videoanalyse noch ein letztes Mal bei Tageslicht betrachtet. Im Jahr zuvor war ich noch leicht erstaunt, wie stark fränkisch gefärbt mein Vortrag war. Nun wusste ich bereits wie ich so ungefähr klinge, fand die Analyse dennoch wieder sehr hilfreich. So fiel mir diesmal auf, dass ich zum Zeilenende hin oft leiser werde. Sicherlich etwas, an dem ich noch arbeiten kann.

Ich freue mich schon auf das nächste Mal!

Mehr zur Veranstaltung und den Gewinnern kann man auf DasGedichtBlog nachlesen und mich sogar auf den Fotos unter den vielen Teilnehmern finden.

Gedichte von Jo Lenz, die nach einer Stichwahl auf Platz 2 landete und eine leidenschaftliche Bloggerin ist, kann man hier auf „Jedichtet“ finden.

© Katja John, 2015

 

Unterm Laub

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Will mich hineinwühlen
in dich
ein Regenwurm sein
im feuchten Boden

so satt
mit meinen nackten Händen
dich spüren
warm und kalt
durchs Moos

ein Steinpilz sein
betört von erdiger Lust

unterm Laub
schwer
duftest du
nach Töpferkurs
und Höhlenmalerei

nach Sommerregen
atme ich
dich im Wald
will meine Finger gleiten lassen
durch dein Wurzeldickicht

grabe meine Füße fest hinein
in dich
bei jeder Rast
und fühle deinen Puls.

© Katja John
Beitrag zum 7. Hochstadter Stier, 31. Januar 2015

STP61487 - Version 2

wertgeschätzt

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ehrgeizig, erfahren, lösungsorientiert
liefert voll durchdacht auf den Punkt
spezialisiert, zertifiziert und
zudem zielorientiert

Jahre internationale Führungserfahrung
außerdem      herausragende     Fähigkeit
twenty-four-seven Verfügbarkeit
für jedes Team von unschätzbarem Wert
von Kunden gelobt, bei Kollegen begehrt
weltweit mit unerbittlichem Fleiß

übertrifft jegliche Erwartung
unbezahlbar der Preis

den die fahlen
Wochenenden zahlen
die zuhause nicht mehr sind

Was ist noch geblieben
von dem was zu Beginn
uns wertvoll schien?

© Katja John
(Gedichtbeitrag zum Hochstadter Stier 2014)

2013-08-23 19.58.40 - Version 2

Bahnsteig I

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Früh kommt der Abend
knirscht durch den Kies
auf schweren Sohlen

treibt ihm kalt
den ersten Winter ins Gesicht.
Warten mit dem Rücken zur Wand

Stiller Blick durch den Wind
zum Bahnsteig gegenüber –
ob Frischverliebte frieren?

Was soll’n die Gedanken?
Wessen Zeit länger
ist
relativ.

© Katja John, 2014

2014-11-26 16.12.14

Abendbrot

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Ihre Hände rau
so süß der Duft
als Morgentau
und Frühlingsluft
längst verlassen hatten
der matten Gedanken Gang

Wie bang
sich Stille mischte
in die aufgetischte
Scheibe Brot
vom Vortag
blass der Belag

Allein allein
wie immer
tickt stur weiter die Uhr
und auch der Bete Rot
bringt keine
Farbe ins Zimmer.

© Katja John, 2014

2014-05-28 15.04.51 - Version 2

Frühlingsregen

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Da wollte dieser Frühling
Fast schon Sommer sein
Auf wessen Kosten

Erbarmungslos die Knospen
Rausgetrieben
Uns zum Lieben
Animiert

Ich saß im Zimmer
Hab wie immer
Ohne Verstand

Vor mich hin sinniert
Was ich drin
Über draußen
Fand.

Dann endlich hat
Ein Schauer Blatt für Blatt
Staubtrocken abgespült.

© Katja John, 2014

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Kopf verdreht

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Mein Gedicht „Kopf verdreht„, das ich im Mai 2013 für eine Ausschreibung zum Thema „Lieben und Hassen“ eingereicht hatte, wurde in der Netzanthologie Lyrikgarten veröffentlicht.

Kopf verdreht

Wo die Liebe hinfällt
sagt man
und dabei fühlt es sich an
als ließe sie dich stolpern

reicht dir die Hand
die du ohne Verstand
hoffnungsvoll fasst
und stößt dich wie eine Last
auf halbem Weg in die Pfütze

verdreht dir den Kopf
bis du armer Tropf
merkst, dass die Sonne nicht
lieblich ist
sondern grell
und dir schwarze Flecken schnell
vor den Augen tanzen

und du dich nicht hinter
den roten Rosen verschanzen
kannst, weil ihre Dornen
dich stechen und Winter
ist.

© Katja John

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